Die leere Wohnung

Wenn Studenten und Mitarbeiter an der Uni Berkeley mindestens zwei Kinder haben und wenig verdienen, dann dürfen sie in einem sogenannten Dorf in Albany eine subventionierte Wohnung beziehen. Genau von so einer Wohnung haben wir seit 2 Jahren geträumt. Wir haben sie bekommen. Bereits 2.5 Wochen nachdem wir nach Kalifornien gekommen sind und in einem kleinen Transporter gewohnt haben. Eigentlich habe ich eine Email bekommen mit der Nachricht, dass wir sicher bis im Februar keine subventionierte Wohnung kriegen werden weil viele andere in der Warteliste bedeutend ärmer sind als wir. Nachdem ich aber persönlich mit der ganzen Familie bei den Wohnungsvermittlern im Büro aufgetaucht bin haben sie uns per sofort eine Wohnung angeboten. Klammerbemerkung: Hier in Kalifornien läuft sehr viel so. Es gibt viel Bürokratie zu erledigen aber wenn man persönlich vorbei schaut sind die Leute sehr freundlich und vor allem hilfreich. Jetzt haben wir also so eine Wohnung.

Was braucht man in einer leeren 3-Zimmer Wohnung? Der 50-jährige Mann und die 30-jährige Frau mit 2 Kleinkindern und einem unerwarteten Mitbewohner Mitte 20 sitzen in einer sauberen, leeren Wohnung. Mein Stipendium beinhaltet Familienbeiträge und wir haben Erspartes mitgebracht. Nun können wir die Wohnung füllen. Diese Situation ist spannend und aufregend. Sie beinhaltet aber auch viele Entscheidungen. Fast zu viele Entscheidungen. Was braucht man überhaupt in einer Wohnung um glücklich zu sein. Kann man das generalisieren? Was brauche ich jeden Tag? Einen Wasserkocher, einen Dampfgarer, ein Bett mit einer bequemen Matratze, einen Staubsauger. Das waren meine ersten Gedanken. Dann habe ich an Linnea gedacht. Spielsachen, ein Kajütenbett, Schränke für Spielsachen. Einen Kühlschrank, eine Badewanne, WC Papier, Internet, ein Bett – das sagt Donny. Nichts, ich brauche nichts. Das sagt der Mitbewohner. Ein paar Kartonschachteln. Das sagt der post-doc der nicht mit uns wohnt. Der durchschnittliche Schweizer mit Nationalfonds Geld, der sein Stipendium an der Uni verbringt. Oder ist das mein Gewissen?

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